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Christoph Sauer studiert Wirtschaftswissenschaften in Würzburg und arbeitet nebenbei als Trainer im Brazilian Jiu-Jitsu. Bild: Sebastian Böning

Zwischen Brazilian Jiu-Jitsu und Börsenverein

Die klassischen Studentenjobs: Kellner, Barkeeper oder Verkäufer im Supermarkt. Weniger konventionell verdient Christoph Sauer sein Geld: Er ist Trainer im Brazilian Jiu-Jitsu.

Brazilian Jiu-Jitsu (BJJ) ist eine brasilianische Kampfkunst, am ehesten vergleichbar mit dem Ringen. Christoph Sauer studiert in Würzburg Wirtschaftswissenschaften – und nebenbei arbeitet er als selbstständiger Trainer

Brazilian Jiu-Jitsu: Schwarze Gürtel – schwarze Zahlen

Bereits in seiner frühen Jugend begann Christoph mit dem Ringen und erkämpfte sich einen Platz im B-Kader des Deutschen Ringer-Bundes. Nach einer schweren Knieverletzung 2009 und einer 15-monatigen Pause musste Christoph jedoch mit dem Leistungssport aufhören. “Ein Bekannter hat mir in der Reha dann von Brazilian Jiu-Jitsu erzählt”, sagt Christoph, “es hat mir direkt Spaß gemacht und so bin ich dabeigeblieben.”

Der gelernte Mechatroniker erholte sich von den Verletzungen und ist nach vielen Jahren Training und Fortbildungen seit 2016 selbständiger Trainer in der Kampfsportschule TMA Würzburg. “Ich glaube, ich habe großes Glück, dass ich mit meinem Hobby neben meinem Studiengang Geld verdienen kann”, sagt Christoph.

Angefangen hat er seine Trainingsstunden im Rahmen einer klassischen Einstellung auf 450€-Basis. Bei wenigen Trainerstunden pro Woche war das kein Problem. Inzwischen geht es für Christoph aber noch öfter auf die Matte: “Seit ich selbstständig bin, gebe ich auch Privatstunden und kann mir dadurch wirklich gut was nebenher verdienen.”

In vielen Kampfsportarten sind die verschiedenfarbigen Gürtel der Sportler wie Statussymbole. Mit Stolz trägt Christoph seinen braunen Gürtel. Bis 2021 will er den letzten Gürtel, den schwarzen erreichen. Während des Trainings wird eins immer wieder deutlich: Christoph ist eine Respektsperson. Er gibt Verbesserungsvorschläge und treibt die Kämpfer an ihre Leistungsgrenzen. Brazilian Jiu-Jitsu ist eine Sportart, die vom Respekt vor den Trainingspartnern oder Kontrahenten leben. “Das Ego hat auf meiner Matte nichts zu suchen. Respekt vor mir und untereinander muss immer da sein”, sagt er.

Zusätzliche Zeit an der Uni

Ambitioniert, aber nicht vom Ehrgeiz zerfressen. Diesen Eindruck macht Christoph auch in der Universität. Realschulabschluss 2009, Berufsausbildung zum Mechatroniker 2012 und Fachabitur 2014 reichten Christoph nicht. Über die Zwischenstation Fachhochschule wagte er den Quereinstieg an die Julius-Maximilians-Universität in den Studiengang Wirtschaftswissenschaften. “Ich hatte schon immer Interesse am Finanzwesen und der Börse, daher habe ich schon früh versucht mich im Bachelor möglichst in diese Richtung zu orientieren”, sagt Christoph.

Seit Frühjahr 2017 ist er aktives Mitglied des Studentischen Börsenforums Würzburg (SBFW). Der eingetragene Verein engagiert sich in der Erweiterung des universitären Lehrangebotes hinsichtlich der Börse und den Mechanismen der Finanz- und Aktienmärkte.

Christoph und seine Kollegen organisieren zum Beispiel den Börsenführerschein oder das “Certificate of Finance and Banking”. Bezahlt wird er dafür nicht. Sein Engagement ist rein freiwillig. Im Januar 2018 hat Christoph das Amt des Vorstandvorsitzenden des SBFW übernommen. Er berichtet von Vorträgen, Seminaren und Zertifikaten, die er und seine Kollegen organisieren.

Studium, Training, Ehrenamt – das geht letztlich sehr gut zusammen, findet Christoph: “Beim BJJ kann ich mich mental vom Stress der Uni und dem SBFW freimachen.”

Von Sebastian Böning