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Ein Semester lang hat Nicolas in Coimbra (Portugal) studiert. Foto: Robert Müller

Erasmus in Coimbra: Wie Würzburg nur in Portugal

Nicolas hat ein Semester in Portugal studiert. Ihn zog es nicht nach Lissabon oder Porto, sondern nach Coimbra. Einer Uni-Stadt, die mit Würzburg einiges gemeinsam hat.

An der Wand, hinter seinem Bett, hängt die portugiesische Flagge. Mit schwarzem Edding wurde sie von den Leuten, die Nicolas während seines Erasmus-Austausches kennengelernt hat, beschriftet. Dort stehen nun Sätze wie “It was really nice to meet you!” und “You always made me laugh.” Es ist ein Erinnerungsstück an einen schönen Lebensabschnitt und an Menschen, die man schon nach kurzer Zeit tief in sein Herz geschlossen hat.

Hin und wieder fällt Nicolas Blick auf diese Flagge. Er beginnt wieder von der Zeit in Coimbra zu schwärmen. Coimbra am Fluss Mondego liegt mittig im Land, zwischen Porto und Lissabon. Etwa 140.000 Einwohner leben in der Stadt. Ihren höchsten Punkt hat sie auf dem Uhrturm der alten Universität. Von dort aus lässt sich die ganze Stadt überblicken.

Coimbra: Universitätsstadt statt Metropole

“Coimbra ist fast wie Würzburg”, sagt Nicolas. “Man ist eben nur in einem anderen Land, mit einer anderen Kultur.” Sein Aufenthalt über das Erasmus-Programm fand im Wintersemester 2017/18 statt. Die Universität Würzburg bietet in Portugal zwei Städte an: Lissabon und Coimbra. Nicolas Entscheidung fiel auf letztere.

“Ich wollte nicht in eine große Stadt, die mich direkt umwirft”, sagt Nicolas. Vor der Abreise besuchte er mehrere Info-Veranstaltungen der Universität Würzburg rund um das Erasmus-Programm. Ein paar Monate Vorlauf sollte man vor dem Reisebeginn einplanen. Wenn ein Abgabetermin näher rückte, schrieb die Universität rechtzeitig eine Mail und erinnerte daran, erforderliche Unterlagen einzureichen.

In Coimbra kam Nicolas in einem Erasmushaus unter; eine Einrichtung für gut zehn bis zwanzig Leute. Die Miete dort war günstig und man war direkt von Menschen umgeben, mit denen man etwas gemeinsam hatte. Nicolas kam schnell ins Gespräch, auch wenn dadurch der Kontakt zu den Einheimischen etwas auf der Strecke blieb. Für die Erasmus-Studierenden wurde fast täglich ein Programm angeboten. Über Städtereisen bis hin zu Partys war alles dabei. Und wenn nichts anstand, unternahm Nicolas einfach etwas mit der Gruppe.

Nicolas hat sich sein Auslandssemester als Urlaubssemester eintragen lassen. Dadurch musste er nur zehn ECTs als Leistungsnachweis für Erasmus erbringen, um die finanzielle Unterstützung behalten zu können. Dementsprechend war der Aufenthalt etwas entspannter und es blieb genügend Zeit um die Kultur und das Land kennenzulernen.

Alltag an der Uni: Wie eine Familie

“Das Leben an der Universität dort ist einfach anders. Die Jugendlichen ziehen vom Dorf in die nächstgrößere Stadt und sind stolz darauf, studieren zu dürfen”, sagt Nicolas. Es herrsche ein enormer Ehrgeiz unter den Studierenden. “Die Uniformen der Universität tragen sie dort mit Freude”, sagt er weiter. Die Prüfungen in Coimbra seien nicht ganz auf dem Niveau der Prüfungen in Deutschland gewesen – geschenkt habe man allerdings auch dort nichts bekommen. Für viele Studenten in Coimbra sei die Universität eine Art neue Heimat, die Kommilitonen wie eine Familie.

Ein gängiges Erasmus-Klischee muss aber auch Nicolas bestätigen: “Man bleibt während den Vorlesungen eher bei den Leuten, die man von Erasmus kennt.” Einheimische kennenzulernen sei schwieriger. Dafür aber hat Nicolas heute noch regelmäßigen Kontakt zu einigen Leuten, mit denen er im gleichen Haus gewohnt hat: “Es ist sogar geplant, dass wir uns dieses Jahr nochmal treffen.”

Ein Auslandssemester in Coimbra weiterempfehlen würde Nicolas somit definitiv. Durch die Zeit in Portugal ist er selbstständiger und selbstbewusster geworden, sagt er. Es sei nun mal eine Herausforderung in eine fremde Stadt zu kommen und die Sprache nicht zu sprechen.

Nicolas berichtet allerdings auch davon, dass die Zeit im Ausland nicht für jeden unbedingt schön oder einfach war. Einigen seiner Mitstudenten habe es nicht gefallen: sei es wegen des Zimmers, des Wetters oder der Universität.

Nicolas dagegen hält fest: “Für mich war es die schönste Zeit in meinem Studium.” Er plant deshalb bereits ein weiteres Auslandssemester. Nächstes Jahr geht es nach Frankreich; wieder über Erasmus, dieses Mal jedoch nicht als Urlaubssemester. Nicolas hofft dort wieder Menschen kennenzulernen, mit denen er noch lange in Kontakt bleibt.

Von Robert Müller