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Viele Studierende leben in Wohnheimen. Das ist günstig, schmeckt jedoch nicht allen. Foto: Theresa Klotz.

Würzburger Wohnungsmarkt: Essensmuff und Hitzeschock

Würzburg kämpft seit Jahren mit einem teurer werdenden Wohnungsmarkt. Das geht fast immer zu Lasten der Studenten.

Thailändisch, indonesisch oder doch vietnamesisch? Auf dem Weg zu David begegnet man schon im Treppenhaus zahlreichen Herausforderungen; zumindest wenn es darum geht zu bestimmen, was hinter den zahlreichen Wohnungstüren wohl auf dem Herd köchelt.

Angekommen in der Wohnung, im dritten Stockwerk, begegnet einem wieder ein süßlicher Duft. David, 22 Jahre alt, Student und passionierter Sportler bereitet sich gerade sein Abendessen zu. Es gibt Chinesisch. Sorgsam zerkleinert er das frische Gemüse, während Regentropfen an die Fensterfront im Wohnzimmer prasseln. Eigenes Zimmer, Gemeinschaftsküche, ein Dach über dem Kopf: Inzwischen hat sich David daran gewöhnt. Zu Studienbeginn hätte er daran selbst nicht geglaubt.

Viele Besichtigungen ohne Erfolg

Ein ganzes Jahr seines Studiums war David noch auf das heimische Kinderzimmer angewiesen. Eine Wohnung in Würzburg zu finden, ist alles andere als leicht. Zahlreiche Besichtigungen und Telefonate hat David geführt – ohne Erfolg. Der Auszug aus dem elterlichen Nest gelang dann nur durch eine Bewerbung beim städtischen Studentenwohnheim. Banges Warten und hoffen auf eine Zusage, doch er hatte Glück.

“Die Miete ist unschlagbar”, sagt David über sein Zimmer in einem Fünfer-Appartment. Andere stehen oft monatelang auf der Warteliste, um einen der begehrten Plätze im Wohnheim zu ergattern. Dabei ist die Lage der Einrichtung alles andere als perfekt. Das Gebäude liegt direkt neben einer mehrspurigen Bundesstraße und Bahngleisen. Draußen rattert ein nicht enden wollender Güterzug vorbei, keine 50 Meter von der Wohnung entfernt.

Schlaflose Nächte durch erhöhten Lärmpegel sind nicht die einzigen Nachteile, mit denen Mieter im Wohnheim zu kämpfen haben. Durch die großzügigen Fenster kann David gemeinsam mit Mitbewohnerin Karolina den Sonnenuntergang mit Blick auf die Festung genießen. Im Sommer macht sich allerdings schnell brütende Hitze breit. Dann hat es schwüle 30 Grad Raumtemperatur. Es mag bessere Orte zum Lernen geben.

Wohnungsmarkt: Hauptsache ein Dach

Studenten wie David sind dennoch dankbar für die preiswerte Wohnmöglichkeit, auch wenn sie mit einigen Nachteilen verbunden ist. Nicht zuletzt aus Mangel an Alternativen. Wohnraum ist knapp, der Wohnungsmarkt ist umkämpft, gerade in Studentenstätten. Vier Wände in der beschaulichen Altstadt, ein kleines Apartment mit Blick auf den Main oder ein modernes Zimmer in Würzburgs Neubauvierteln – das bleibt in der Regel ein Sommernachtstraum.

Die Gemeinschaftsküche teilen sich David und Karolina mit noch drei weiteren Mitbewohnern. Bild: Theresa Klotz.
Die Gemeinschaftsküche teilen sich David und Karolina mit noch drei weiteren Mitbewohnern. Bild: Theresa Klotz.

David bekommt als Werkstudent ein monatliches Gehalt. Dazu kommen noch der Bafög-Höchstsatz und das Kindergeld. Große Sprünge kann er trotzdem nicht machen. Dafür sind die Mietpreise in den vergangenen Jahren zu rasant gestiegen.

Auch Karolina, Erasmus-Studentin aus Polen, ist froh einen Platz gefunden zu haben. Sie wohnt zusammen mit David im Fünfer-Appartment. Freundinnen aus der Heimat haben sich in einer privaten WG eingemietet. “Viel zu teuer”, sagt Karolina. Als Erasmus-Studentin wird sie von der EU gefördert und ein Nebenjob sichert zusätzliches Einkommen. Dennoch ist sie zwingend auf den Platz im städtischen Wohnheim angewiesen.

Sowohl David als auch Karolina haben sich gut mit ihrer jeweiligen Situation arrangiert. Schließlich habe es ja auch Vorteile in einer so großen WG zu leben, betont David: “Bei uns ist immer was los!” Kochen, lachen, feiern, hier muss keiner einsam bleiben. Das WG-Leben kann schön sein.

Nachmieter stehen Schlange

Doch das Ende ist absehbar. David beendet im Herbst sein Studium und muss schweren Herzens die liebgewonnene WG im Wohnheim verlassen. Aufgrund der hohen Nachfrage muss die Stadtverwaltung rigoros durchgreifen und die Absolventen quasi vor die Tür setzen. Auf jeden Platz gibt es mindestens einen neuen Bewerber.

Für David unglücklich: eigentlich möchte er noch etwas in Würzburg bleiben. Über einen Freund konnte er ein kleines Durchgangszimmer in einer Dreier-WG ergattern. Ein Glücksfall, auch wenn das Zimmer wesentlich teurer ist, als im Studentenwohnheim.

Ob sich der Wohnungsmarkt in unmittelbarer Zukunft ändern wird? David ist aufgrund seiner Erfahrungen skeptisch. Immobilien als Investitionsobjekt sind aufgrund der anhaltend guten Konjunktur und der niedrigen Zinsen stark gefragt. Die neuen Besitzer renovieren die Altbauten häufig, um im Anschluss die Mieten deutlich höher anzusetzen. Gerade eine Studentenstadt wie Würzburg stellt das vor Probleme.

Karolina und David blicken trotzdem optimistisch in die Zukunft. Sie haben die Zeit im Wohnheim genossen. Lediglich kochen, ohne dass gleich vier Mitbewohner Schlange stehen, das würde David eines Tages vielleicht doch ganz gerne.

Von Theresa Klotz