Die Tür geht auf. Silke Kuhn, langjährige Mitarbeiterin im Studiendekanat, sitzt an ihrem Schreibtisch. Sie steht auf. Eine schwarze Spange hält ihr mittellanges, dunkelblondes Haar zusammen. Sie trägt eine schwarze Brille und eine rote Bluse. Alles an ihr scheint stimmig. Sie lächelt freundlich. Trotz Erkältung wirkt sie erholt. Kein Wunder: Seit einer Woche ist sie zurück aus dem Urlaub. Zwei Wochen in den Bergen, irgendwo zwischen den schneebedeckten Gipfeln des Mont Blanc und Matterhorns.
„Im Aostatal haben wir die ganze Zeit über nur ein deutsches Auto gesehen“, berichtet sie. Die meisten Leute dort seien Franzosen oder Italiener. Entsprechend schwierig habe sich die Kommunikation mit Händen und Füßen gestaltet. Sie lacht. Für Silke Kuhn kein Problem, denn Abenteuer scheint sie zu mögen. „Auf diese Weise hat man einen ganz anderen Kontakt zu den Leuten“, erklärt sie freudig. Doch mindestens genauso wohl wie in den Höhen der 3000er fühlt sie sich in Würzburg. Trotz vieler Umzüge in der Kindheit zog es die gebürtige Würzburgerin immer wieder zurück in ihre Heimatstadt. „Ich stehe voll hinter Würzburg“, betont sie mit funkelnden Augen. Wenn sie nicht zum Wandern oder Skifahren in den Bergen sein kann, treibt sie gerne Sport, vorwiegend Volleyball oder Beachvolleyball, aber eher „just for fun“, oder liest ein Buch. Außerdem hat sie ein Faible für Geschichte, das erklärt, warum sie nebenbei als Gästeführerin arbeitet – in Würzburg natürlich.
Die Welt von oben betrachtet
„Wirtschaftliche Themen haben mich schon immer fasziniert“, erzählt die Diplom-Volkswirtin euphorisch. „Vor allem wirtschaftspolitische Themen“, ihre Augen strahlen. Schon damals in der Schule belegte sie die Leistungskurse Wirtschaft und Recht. Im Anschluss daran entschied sie sich für eine Ausbildung bei der Sparkasse. „Während der Ausbildung wurde mir klar, dass ich noch studieren will“, führt sie fort. Sie begann zunächst ein betriebswirtschaftliches Studium und wechselte dann zu zur Volkswirtschaftslehre. „Ich mag es, Dinge aus der Vogelperspektive zu betrachten“, erklärt sie.
Von der Koordination und Beratung bis zur Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Mit Einführung der Studiengebühren entstand Silke Kuhns heutiger Arbeitsplatz. Dies ist nun zehn Jahre her. Sie gab ihre damalige Tätigkeit beim „Technologie und Gründerzentrum“ der IHK Würzburg auf und entschied sich für die Universität Würzburg. Fragt man sie nach den Gründen, erwähnt sie als erstes ihre Verbundenheit als ehemalige Studentin. Zudem habe sie selbst am Lehrstuhl gearbeitet. Sie erinnert sich zurück an ihre eigene Studienzeit: „Damals gab es keine Anlaufstelle für Studenten“. Dies wollte sie ändern. Und auch der Gestaltungsspielraum, den die neue Stelle versprach, weckte ihr Interesse.
Heute ist sie unter anderem für die Koordination der wirtschaftswissenschaftlichen Master-studiengänge verantwortlich, inklusive Fachstudienberatung. Sie begleitet die Studierenden so von deren Bewerbung bis zum Abschluss. Damit ist Silke Kuhn bei Problemen die erste An-laufstelle für Studierende. Doch das ist nicht alles. Sie ist mehr als das. So fällt auch die Pres-se- und Öffentlichkeitsarbeit in ihren Zuständigkeitsbereich. Ein wenig stolz präsentiert sie die aktualisierte Version des 82-seitigen Informationsheftes über die wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, an dessen Ausarbeitung sie tatkräftig beteiligt war. Sie scheint begeistert von den neuen Design- und Gestaltungsmöglichkeiten, die die Informationstechnologie mit sich bringt. „Zu der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit gehört auch die Kooperation nach außen“, erzählt sie. Wichtig sei ihr hier, zu schauen, wo sich neue Chancen auftun. Nicht zuletzt gebührt auch der Erfolg von Veranstaltungen wie „Wirtschaft trifft Wissenschaft“ dem Organisationstalent der Perfektionistin. Ohne ihr großes Maß an Eigeninitiative und ohne ihre Kontakte zur IHK Würzburg-Schweinfurt, zur Stadt Würzburg und Unternehmen der Region wären viele der Veranstaltungen wahrscheinlich nur halb so gut gelungen. In der Vergangenheit bot sie selbst Seminare zum Thema „Event- und Veranstaltungsmanagement“ an. Vielleicht ist es nur eine Frage der Zeit, bis man sich auch so wieder von ihr inspirieren lassen kann.
Hannah Montana und Amor
Auf die Frage, welche Eigenschaften man für die Bewältigung des Aufgabenkomplexes mitbringen sollte, antwortet sie wie aus der Pistole geschossen: „Organisationstalent, Teamfähigkeit und Kreativität.“ Es scheint, als wüsste Silke Kuhn ganz genau, wovon sie spricht. Spaß mache ihr die Arbeit, weil sie gerne neue Dinge entwickle und an der Universität Würzburg die Möglichkeit dazu bekäme. Problematisch sieht sie die steigende Anzahl der zu betreuenden Studierenden, die ihres Erachtens nach immer unselbstständiger würden, gleichzeitig aber mehr forderten. Einige der Probleme der Studierenden seien so tiefgreifend, dass sie den Rahmen der Beratung sprengen. „Einige kommen sogar mit ihren Eltern zu uns“, erzählt sie entsetzt. Dabei sei das Studium vor allem dazu da, Selbstständigkeit zu erlernen und die Persönlichkeit zu entwickeln. Zu den kuriosesten Vorkommnissen während ihrer Berufstätigkeit an der Universität zählen einige Anfragen von Studierenden. Einmal zum Beispiel habe sich ein Student an sie gewandt, weil er in der Orientierungswoche ein hübsches Mädchen kennengelernt habe, von dem er die Kontaktdaten bräuchte. Aus Datenschutzgründen konnte Silke Kuhn ihrer Rolle als Vermittlerin zum Bedauern des Studenten leider nicht gerecht werden. An einem anderen Lehrstuhl bat eine Studentin um die Verlegung einer Prüfung. Der Grund: ein Hannah Montana-Konzert.
Ein Blick in die Zukunft
Rückblickend betrachtet würde Silke Kuhn nichts anders machen wollen. Sie ist der festen Überzeugung, dass alles im Leben seine Zeit braucht. Es sei gut, einen groben Plan zu haben, der Rest ergebe sich von alleine. „Für mich ist das Leben Veränderung, alles befindet sich im ständigen Wandel“. Wichtig sei, ausgeglichen und zufrieden zu sein, verrät sie offen.
Von Christina Herzich