René Pfister ist Leiter des „Spiegel“-Hauptstadtbüros. Am Montag, den 7. Mai war er zu Gast in der Universität Würzburg. Vor etwa 120 Studenten sprach Pfister vor allem über den strukturellen Wandel im Journalismus – und wie man diesem begegnen sollte.
Die Bedeutung unabhängiger Medien ist enorm
Der „Spiegel“-Redakteur berichtete von den aktuellen Umstrukturierungen in seiner Redaktion. Er verwies auf die Schwierigkeit rückläufiger Auflagen, mit denen klassischen Printmedien derzeit kämpfen. „Es wird das Land verändern und die demokratische Kultur, wenn wir keinen privat finanzierten Journalismus haben“, sagte Pfister. Er betonte die wichtige Stellung unabhängiger Medien in Deutschland.
Der Umstieg auf ein Onlineangebot ist schwierig aber gewinnbringend
René Pfisters Karriere begann nach seinem Studium mit einer Ausbildung an der Journalistenschule in München. Das war im Jahr 2000, in der Boomphase des Journalismus. Diese ist inzwischen vorüber. Vor allem der Umstieg auf ein gewinnbringendes Onlineangebot gestaltet sich für viele journalistische Formate schwierig. Beim „Spiegel“ gibt es verschiedene Redaktionen für die Print- und die Onlineausgabe des Magazins. Nach anfänglichen Schwierigkeiten verbessert sich die Kommunikation zwischen beiden Abteilungen stetig, sagte Pfister. Dabei hat der „Spiegel“ eine Besonderheit: Die Arbeitnehmer sind am Unternehmen beteiligt. Aus Pfisters Sicht ein großer Vorteil: So könnten die Redakteure selbst über das Magazin bestimmen und die richtigen Schritte für die Zukunft einleiten.
Der Einfluss durch das Internet auf die Leserschaft ist groß
Der Leiter des Hauptstadtbüros sprach außerdem über die Veränderungen des politischen Journalismus. Durch die sozialen Medien ist die Presse zu transparenteren Recherchen gezwungen, was für ihn durchaus eine positive Veränderung ist. Trotzdem hat René Pfister das Gefühl, dass die Leser heutzutage eher Medien konsumieren, die ihr vorherrschendes Weltbild stützen. Außerdem sei die Toleranz gegenüber anderen Meinungen durch das Internet gesunken. „Eine gefährliche Entwicklung“, ist sich Pfister sicher. Das Wichtigste innerhalb einer Gesellschaft sei eine gemeinsame Basis an Fakten. Wenn diese fehlt, ist kein gesellschaftlicher Diskurs möglich.
Zudem sprach der Redakteur über moralische Schwierigkeiten, die ein Journalist bei seiner Arbeit haben kann. Eine neutrale Berichterstattung muss das Ziel eines jeden Journalisten sein. Dies kann jedoch äußerst schwierig werden, wenn es um polarisierende Themen geht. Pfister sagt: „Der Journalismus ist immer bloß eine Annäherung an die Wahrheit.“ Was die tatsächliche Wahrheit ist, vermag niemand zu sagen.
Die Zukunft des privat finanzierten Journalismus liegt laut Pfister vor allem in großen Recherchen und Berichten, wie der „Schulz Story“. Darin begleitete der „Spiegel“-Autor Markus Feldenkirchen den Kanzlerkandidaten Martin Schulz über den kompletten Wahlkampf 2017. Von einer „Krise des Journalismus“ möchte Pfister insofern noch nicht sprechen. Das Problem liege weniger in den Produkten, als vielmehr in geeigneten Geschäftsmodellen.
Von Oliver Märtz